Ob für den Tourismus oder gegen das Vergessen: Mit der App-basierten Stadtführung für Mayen und der ehemaligen Synagoge in Niederzissen wurden durch die LEADER-Region Rhein-Eifel zwei wichtige Digitalisierungsprojekte gefördert.
Die Stadt Mayen hat im Jahr 2020 rund 6.700 € Fördergelder aus dem LEADER-Programm für die Entwicklung einer digitalen Stadtführung erhalten. Hintergrund des Projekts ist das Ziel, den Tourismus in Mayen digitaler zu gestalten und durch innovative Angebote mehr Gäste in das malerische Städtchen an der Nette zu locken. Inzwischen wurde der individuelle Audioguide auf der kostenfreien App „Hearonymus“ veröffentlicht. Damit können Tourist:innen die Stadt Mayen auf eigene Faust, nur mithilfe des Smartphones erkunden. Doch auch viele Einheimische erfreuen sich an dem digitalen Angebot: „Man entdeckt Ecken und erfährt Hintergrundinfos über die eigene Heimat, die man noch gar nicht wusste“, berichtet eine Einwohnerin. Auch Dagmar Luxem, die Verantwortliche für das Projekt von der Stadt Mayen, zieht ein positives Fazit: „Corona hat uns gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung ist. Ohne sie hätten in den letzten beiden Jahren viele Menschen unsere schöne Stadt nicht so intensiv kennenlernen dürfen. Aber auch jetzt erfreut sich die digitale Stadtführung, neben den Führungen in Präsenz, weiterhin großer Beliebtheit. Es war ein Schritt in die richtige Richtung.“ Um sich selbst einmal digital durch das Eifelstädtchen führen zu lassen, müssen Sie nur die App „Hearonymus“ downloaden, nach „Mayen“ suchen, die Audioführung starten und schon kann das Hörerlebnis beginnen. Weitere Informationen können unter www.mayen.de/kultur-tourismus/stadtrundgang-und-fuehrungen/ nachgelesen werden.
Die ehemalige Synagoge in Niederzissen und das in ihr beheimatete jüdische Museum erzählen von der Deportation und Ermordung der Juden und Jüdinnen in der Zeit des Nationalsozialismus. Doch nicht nur die abscheulichen Gräueltaten der Nazis, sondern auch das jüdische Leben, der Alltag, die Gebräuche und Traditionen, sind Thema der Ausstellung. Die Synagoge wurde im dritten Reich nicht niedergebrannt. Mit ihr konnten auf dem Dachboden die „Genisa-Funde“, welche heute als wichtige Zeitdokumente gelten, überdauern. Um die spezifische Erinnerungskultur der Synagoge weltweit sichtbar und zugänglich zu machen, hat der Förderverein die Funde mithilfe der LEADER-Förderung digitalisieren lassen. Außerdem wurde ein virtueller Rundgang durch das Museum entwickelt, welcher Einblicke in das jüdische Leben in der Region bis zu Hitlers Machtübernahme 1933 und der darauffolgenden Verfolgung und Vernichtung der Juden und Jüdinnen im Brohltal, vermittelt. „Die neu gestaltete Internetseite der ehemaligen Synagoge Niederzissen stößt weltweit auf große Resonanz. Anhand der Klicks lässt sich ablesen, dass insbesondere auch Personen aus dem Ausland auf die Internetseite zugreifen. Im Inland bietet die Homepage einerseits Informationen für interessierte Besucher, wurde aber auch schon für die Recherche in einem Schulprojekt verwendet. Wir sind äußerst zufrieden mit der Homepage und freuen uns, dass dadurch Menschen aus aller Welt von unseren Funden und dem Informationsmaterial profitieren können.“ so Anne Wagner, die zweite Vorsitzende des Fördervereins der ehemaligen Synagoge. Der Verein erhielt zur Förderung des Kulturgutes ehemalige Synagoge Niederzissen einen Zuschuss von rund 40.000 €, was 75 % der Gesamtkosten beträgt. Der Rundgang ist in sieben Kapitel untergliedert und endet mit „Heutzutage“, dem Wiederaufbau der jüdischen Gemeinden. Dieses Digitalisierungsprojekt trägt zur Sicherung der Überlieferungen zur Geschichte und Kultur des Judentums bei und wird, vor dem Hintergrund zunehmender antisemitischer Straftaten, immer wichtiger. Der digitale Rundgang sowie die Fundstücke können unter www.ehem-synagoge-niederzissen.de/ angesehen werden. Zudem bietet der Kultur- und Heimatverein Niederzissen e.V. auf Anfrage Besichtigungen und Führungen an.
Ihr Interesse an LEADER wurde geweckt? Weitere Informationen finden Sie auf www.leader-rhein-eifel.de.
Bei Projektideen nehmen Sie gerne Kontakt mit dem Regionalmanagement auf.
Regionalmanagement
Hannah Reisten
c/o Sweco GmbH, Koblenz
0261-3043927
LAG Geschäftsstelle
Bernhard Jüngling
c/o Verbandsgemeinde Adenau
02691-305100
Hintergrundinformation:
Der LEADER-Ansatz zielt darauf ab, dass die Akteure:innen aus der Rhein-Eifel (Verbandsgemeinden Adenau, Bad Breisig, Brohltal, Vordereifel und Stadt Mayen) ihre Region selbst gestalten. Dafür erhält die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Rhein-Eifel Fördermittel von der EU und dem Land Rheinland-Pfalz, die sie an Projektträger:innen weiterreichen kann. Diese Mittel dienen dazu, gezielt den ländlichen Raum zu stärken. In sogenannten Förderaufrufen wird in der Regel zweimal jährlich eine bestimmte Fördersumme bereitgestellt.
Die Mitgliederstruktur der LAG Rhein-Eifel stellt eine ausgewogene und repräsentative Gruppierung von regionalen Akteur:innen aus unterschiedlichen kommunalen und sozioökonomischen Bereichen der Region Rhein-Eifel dar. Mitglieder sind unter anderem die Bürgermeister der Verbandsgemeinden Adenau, Bad Breisig, Brohltal, Vordereifel und der Stadt Mayen, Vertreter und Vertreterinnen der Kammern, des Bauern- und Winzerverbands, der LandFrauen, der Jugendpflege, des Naturschutzes, der Senioren, der Wirtschaft und des Tourismus.