Bomben, Zerstörung, Leid, Tote - das sind die Erinnerungen überlebender Mayener Bürgerinnen und Bürger an den 2. Januar 1945. Fast 400 Menschen, nahezu ausschließlich aus der Zivilbevölkerung, verloren bei diesem schwersten Luftangriff auf Mayen im Zweiten Weltkrieg das Leben.
„Nicht zu vergessen die unzähligen verletzten und verstörten Menschen, für die das Leben in einer für tot erklärten Stadt eigentlich nicht mehr möglich war. Wir gedenken heute dieser Ereignisse und sehen dies gleichzeitig als Mahnung für die Zukunft, dass so etwas in Europa, ja in der gesamten Welt nicht mehr passieren darf. Über den Tag hinaus müssen wir das Gedenken nach außen tragen.“ so die bewegenden Worte von Bürgermeister Mauel.
Pfarrer Thomas Corsten verglich das Bombeninferno vom 2. Januar 1945 mit der Hölle als Ort der absoluten Hoffnungslosigkeit, wie er in Dantes „Göttlicher Komödie“ bezeichnet wird, und zitiert aus dem 13. Kapitel des Markus-Evangeliums, in dem der Evangelist ein Schreckensszenario schildert: die zusammenbrechender Ordnung des Himmels, die zugleich für die zusammenbrechende Weltordnung steht. Und doch beinhaltet das Markus-Evangelium für Pfarrer Corsten auch Hoffnung: Jesus Christus überlässt die Menschen nicht der Hoffnungslosigkeit. Außerdem beinhaltet das Evangelium einen unmissverständlichen Aufruf: „Seid wachsam!“. Für ihn bezieht sich dies auch auf weltliche Belange: Wir sind aufgerufen, auf das zu achten, was in der Welt um uns herum passiert, Zeichen wahrzunehmen, zu deuten und im christlichen Sinne zu handeln. Dabei spricht er den erstarkenden Nationalsozialismus ebenso an wie die hasserfüllte, waffenklirrende Rhetorik sogenannter Staatsmänner.
Sein Appell lautete daher: „Unser Ziel als Christen ist der Himmel, das ewige Leben bei Gott. Auf dem Weg dahin dürfen wir aber nicht blind sein für die Höllen, die viele Menschen hier auf Erden erleben und die andere Menschen in Kauf nehmen oder anstreben um des eigenen Vorteils willen. Auch deshalb gedenken wir jedes Jahr hier in Mayen des 2. Januar 1945: nicht nur, um zu erinnern, sondern auch, um uns für die Gegenwart und Zukunft zu verpflichten.“
In ihrem Gebet bewegten Pfarrerin Metje Steinau ähnliche Gedanken. „Gib uns Kraft, gegen das Vergessen zu leben. Lass‘ uns stark sein und erwidern, wenn Menschen verletzt, ausgegrenzt und verfolgt werden. Schenke der Welt deinen Frieden und lass uns alles dafür tun dass dieser Friede Wirklichkeit wird – in unseren Familien, in der Nachbarschaft, in der Stadt und überall.“ so ein Auszug aus dem Gebet.
Beendet wurde die Gedenkveranstaltung nach der Niederlegung eines Blumengebindes mit einem gemeinsam ‚Vaterunser‘.