Der 78-jährige Architekt Richard Gärtner möchte seinem Leben ein Ende setzen – und das nicht irgendwo im Ausland, sondern zuhause und mit der Hilfe seiner Hausärztin. Für Dr. Brandt allerdings kommt es aus persönlicher Überzeugung nicht infrage, ihrem zwar betagten, aber gesunden Patienten ein todbringendes Präparat zu besorgen. Richard Gärtners Fall wird exemplarisch vor dem Deutschen Ethikrat verhandelt. Diskutiert wird die Frage, ob Mediziner*innen dem Wunsch eines lebensmüden Menschen gerecht werden müssen – egal ob jung, alt, gesund oder krank. Verschiedene Expert*innen kommen vor dem Ethikrat zu Wort und stehen sich dabei mit unterschiedlichen Meinungen gegenüber. Am Ende richtet sich die Ethikrat-Vorsitzende direkt an das Publikum: Soll Richard Gärtner das tödliche Präparat bekommen, um sich selbstbestimmt das Leben nehmen zu können?
„Gott“ ist ein wichtiges Stück über ein sehr aktuelles Thema, denn erst im Februar 2020 hielt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe fest: „Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen. Die in Wahrnehmung dieses Rechts getroffene Entscheidung des Einzelnen, seinem Leben entsprechend seinem Verständnis von Lebensqualität und Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz ein Ende zu setzen, ist im Ausgangspunkt als Akt autonomer Selbstbestimmung von Staat und Gesellschaft zu respektieren.“ Damit ist der Weg für die Legalisierung der Suizidassistenz frei, die ethische Debatte aber lang nicht beendet. Denn wie beweist man die Autonomie und Selbstbestimmtheit eines Suizidwunsches?
Am 31. Juli ist das Ensemble der Schlossfestspiele Neersen mit Ferdinand von Schirachs vielbeachtetem Stück „Gott“ in der Regie des Schlossfestspiele-Intendanten Jan Bodinus zu Gast in der Genovevaburg. Der Schriftsteller und Jurist Ferdinand von Schirach wurde einem breiten Publikum durch die Fernseh-Adaptionen seiner Erfolgsstücke „Terror“ und „Gott“ bekannt. In beiden Fernseh-Experimenten wurden die Zuschauenden zuhause gebeten, sich per Abstimmung am Ausgang der Verhandlungen zu beteiligen. Auch auf der Burgbühne in Mayen wird sich der Ethikrat am Ende seiner fiktiven Sitzung, in der alle juristischen, ethischen und religiösen Argumente dieser höchst emotionalisierten Gesellschaftsdebatte zur Sprache kommen, an die Zuschauenden wenden: Wie wird das Publikum in Mayen entscheiden?
Karten für diesen besonderen Theaterabend, dessen Ausgang Sie selber mitbestimmen können, gibt es bei Bell Regional Touristikcenter in der Rosengasse 5 in 56727 Mayen, unter der Ticket-Hotline: 02651 / 494942 oder auch per Mail an tickets@touristikcenter-mayen.de. Informationen zum Programm der Festspiele gibt es unter www.burgfestspiele-mayen.de.