Die Stadt Mayen hat die Naturkatastrophe vom Juli 2021 als Chance genutzt. Der direkt an der Nette liegende Betriebshof der Eifelmetropole, der in der Flutnacht schwer beschädigt wurde, ist mittlerweile in ein höher gelegenes Gewerbegebiet umgezogen. Finanziell und organisatorisch wurde die Stadt dabei mit Mitteln aus dem Wiederaufbaufonds und der Wiederaufbauabteilung der Landesregierung im Mainzer Innenministerium unterstützt.
Dabei waren die Pläne der Stadt vor der Katastrophe ganz andere. 2024 sollte für den Betriebshof mit seinen rund 40 Mitarbeitern, Fuhrpark und Materialien auf einem noch zu erschließenden Gewerbegebiet im Etzlergraben eine neue Heimat gebaut werden. Mit mehr als zehn Millionen Euro war die Investition veranschlagt. Dann kam die Flut.
Auf mehr als 1,8 Millionen Euro wurde der Schaden an Gebäude und Gerätschaft auf dem Gelände an der Straße Im Bannen hochgerechnet, den die wilden Wasser der Nette hinterlassen hatten. Dieses Geld in einen maroden Betriebshof zu investieren, der ohnehin aufgegeben werden sollte, kam für die Stadt nicht in Frage. Bei der Suche nach Optionen für einen kurzfristigen Umzug stieß die Verwaltung auf das Areal der Firma BIMCA im Basaltweg. Die Firma war nach Neuwied umgezogen, das Gelände stand zum Kauf. Ein Glücksfall für die Stadt.
Weil der alte Bauhof Opfer der Naturkatastrophe geworden war, stand der Stadt finanzielle Unterstützung aus dem Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern zu. Bereits im Mai 2022 konnte Mayens Oberbürgermeister Dirk Meid von der Wiederaufbaubeauftragten der Landesregierung, Staatssekretärin Nicole Steingaß, einen Förderbescheid über 3,16 Mio. Euro aus dem Fonds für den Wiederaufbau des Betriebshofes und den Rückbau des Altgeländes entgegennehmen. „Die örtlichen Betriebshöfe sind ein unverzichtbarer Bestandteil kommunaler Infrastruktur. Derartige Einrichtungen müssen nach der Flutkatastrophe wieder in Einsatzbereitschaft versetzt werden, betonte die Staatssekretärin bei der Übergabe. In den Richtlinien für die Aufbauhilfe sei ausdrücklich vorgesehen, dass auch Ersatzvorhaben wie dieses gefördert werden können. „Dass in Mayen auf ein bereits vorhandenes Objekt zurückgegriffen wird, ist besonders nachhaltig und beschleunigt das Vorhaben“, freute sich Steingaß. Steingaß hatte den alten Betriebshof der Stadt Mayen bereits im Dezember 2021 besichtigt und sich dabei ein Bild von den Schäden gemacht.
Seit dem Sommer des vergangenen Jahres ist Betriebshof-Chef Wolfgang Saur mit seiner Mannschaft auf dem neuen Gelände tätig. Von hier aus starten sie jetzt täglich um Gärtnerarbeiten an den öffentlichen Anlagen zu verrichten, die Straßen der 19 000 Einwohner sauber und im Winter sicher zu halten, Sanierungsarbeiten an öffentlichen Gebäuden zu erledigen oder Auf- und Abbaubauhilfe bei städtischen Veranstaltungen zu leisten.
Damit das neue Betriebshofgelände den Anforderungen gerecht wird, stehen aber noch zahlreiche Umbaumaßnahmen an. Architektin Martina Ackermann ist mit der Planung einer neuen Wasch- und Kehrmaschinenhalle, der Modernisierung der sanitären Anlagen für die Mitarbeiter und zusätzlichen Lagerflächen beauftragt. Auf die Hallendächer sollen noch Photovoltaikanlagen, um Strom zu gewinnen. Heizen will man mit einer Luft-Wärmepumpe, die nur bei besonders kalten Temperaturen noch von einer Ölheizung unterstützt wird. Und auch das Regenwasser wird auf dem Betriebshof gesammelt, um es umweltfreundlich zu nutzen.
Insgesamt werden Grundstückserwerb, Umbau und Abriss des alten Betriebsgeländes rund 6,3 Millionen Euro die Stadt kosten. Damit liegt man deutlich unter den veranschlagten Kosten für den für 2024 anvisierten Neubau im Etzlergraben, freuen sich Andreas Seiler und Gerd Schlich von der Stadtverwaltung. Und noch einen Benefiz zieht die Stadt aus dem aus der Not geborenen Umzug. Im Etzlergraben will man mehrere kleinere Unternehmen ansiedeln, die Arbeitsplätze schaffen und Gewerbesteuer in die Stadtkasse bringen. Was mit dem alten Betriebshofgelände passiert, ist noch nicht endgültig entschieden. „Wir streben eine natürliche Nutzung nach der Renaturierung an“, sagt Oberbürgermeister Dirk Meid. „Und wenn das Gelände auf natürliches Niveau zurückgebaut ist, hilft es uns auch in Sachen Hochwasservorsorge“, so Meid.