Am 30. September handelte Canyon (regionale Fahrradherstellung) mit der Gewerkschaft IG Metall einen neuen Tarifvertrag für die rund 1.300 Beschäftigten aus. Hierin wurden neue Meilensteine für Frauen in Erwerbsarbeit gesetzt: Ab 2024 dürfen die Mitarbeiterinnen bei Canyon zwei Tage im Jahr von einer „Menstruationsfreistellung“ Gebrauch machen. Ab 2025 werden es vier Tage pro Jahr. Die freien Tage können auch stundenweise aufgeteilt werden.
Der Effekt eines solchen Vertrags ist nicht nur die unmittelbare Erleichterung für die Mitarbeiterinnen, sondern es ist auch ein Signal. Über Menstruation und was das für Frauen bedeutet und was für eine monatliche Herausforderung es darstellt, wird kaum gesprochen und wenn, dann wird es oft abgetan als etwas völlig Normales und damit Unerhebliches. Für viele Frauen ist die monatliche Menstruation individuell weit ab von unerheblich. Im Gegenteil gilt es mitunter starke krampfartige Schmerzen über mehrere Stunden auszuhalten, bei denen nicht selten Schmerzmittel nur wenig Wirkung zeigen. Ebenso sind viele Frauen psychisch besonders gefordert durch die Hormonveränderungen während oder kurz vor der Menstruation. Letztlich gibt es bei manchen Frauen extrem starke Blutungen, die einen normalen Tagesablauf erheblich erschweren. Trotzdem gibt es für viele erwerbstätige Frauen eine große Hemmschwelle, sich aufgrund von Menstruationsbeschwerden krankschreiben zu lassen. „Ich kann ja schlecht monatlich für ein oder zwei Tage fehlen“, sind oft die Gedanken. Trotz der Beschwerden volle Leistung erbringen zu wollen und gefühlt zu müssen, erzeugt darüber hinaus Stress. „Eine tarifvertraglich festgelegte Akzeptanz gegenüber den besonderen biologisch bedingten Herausforderungen von Frauen ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.“, befindet Ina Rüber-Teke, Gleichstellungsbeauftragte in Mayen.