Erfolgreicher Aktionstag gegen Sexismus in Mayen

Ziel der Veranstaltung war es, ein Bewusstsein zu schaffen für die patriarchalen Strukturen und verschiedenen Facetten von Sexismus, die noch immer in der Gesellschaft vorherrschen. In einem umfangreichen Programm wurde sich dem komplexen Thema genähert und gemeinsam konnten gezielt Möglichkeiten diskutiert werden, wie Sexismus begegnet und was diesem entgegengesetzt werden kann.

Nach einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Dirk Meid, Stefanie Lohaus, Geschäftsführerin der EAF Berlin und Projektleiterin des Bündnisses „Gemeinsam gegen Sexismus“ sowie Rika Esser, Referatsleiterin im Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration, folgte ein Fachvortrag durch Dr. Lena Marbacher, freie Journalistin und Autorin. Sie gab in ihrem Vortrag ein umfassendes Bild, wie Sexismus die Arbeitswelt beeinflusst und einzelne Personengruppe nach wie vor benachteiligt. Sie sensibilisierte auch dafür, dass lang erkämpfte Fortschritte in der Gleichstellung in den letzten Jahren stagnieren und aktuelle politische Strömungen ernsthafte Gefahren für die Gleichstellung darstellen. Hier müsse wieder aktiv gegengesteuert werden. „Wir müssen wieder etwas dafür tun, dass wir das bisher Erkämpfte nicht verlieren. Alles, was wir in der Gesellschaft erleben, nehmen wir mit in die Arbeit. Sexismus hat daher großen Einfluss auf unsere Demokratie“, schloss Dr. Lena Marbacher ihren Vortrag „Demokratie braucht gute Arbeit“.

Bei der darauffolgenden Podiumsdiskussion schlossen sich Stefanie Lohaus sowie Maximilian Mumm, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld, ihrer Vorrednerin an. Man war sich einig, dass das Thema Sexismus präsent bleiben muss, um aktiv gegenzusteuern. Die Dunkelziffer der sexistischen Vorfälle sei, wie so oft, erheblich höher und die Einzelfälle oft nicht sichtbar. Gerade am Arbeitsplatz brauche es daher ein sicheres Umfeld, in dem Betroffene sich angstfrei äußern und sich Hilfe holen können.

Für den Nachmittag standen Tischgespräche und Workshops auf dem Programm, die die Thematik vertieften und den Teilnehmenden auch konkrete Tipps an die Hand gaben.

Ina Rüber-Teke informierte in ihrem Workshop über Sexismus am Arbeitsplatz. Arbeitgebende seien in der Pflicht, ihre Mitarbeitenden vor Sexismus und unerwünschtem sexistischen Verhalten zu schützen und über dieses Schutzgesetz aufzuklären.

Alexa Kossmann-Hau gab interessante Einblicke in die Arbeit der Frauenhäuser. Bundesweit gibt es 340 Frauenhäuser, in Rheinland-Pfalz derzeit 18. Frauenhäuser bieten allen hilfesuchenden Frauen und ihren Kindern einen sicheren Platz, um beispielsweise aus einem gewalttätigen Haushalt zu entfliehen. Dabei handelt es sich nicht immer nur um körperliche Gewalt, sondern auch um Formen wie Erniedrigung, Bedrohung oder Kontrolle über das eigene Geld. Alexa Kossmann-Hau erklärte, wie wichtig es ist, dass die Adresse der Frauenhäuser zum Schutz der Bewohnerinnen nicht öffentlich gemacht werden darf und wie sich der Alltag und die Lebensweise im Frauenhaus gestaltet. Die „Miete“ im Frauenhaus zahlen die Frauen selbst.

Außerdem bot Melanie Hellmann von der Familienbildungsstätte Mayen in ihrem Workshop „Auf Sexismus reagieren“ gezielte Hilfestellungen, wie in bestimmten Situationen konkret auf sexistische Äußerungen reagiert werden kann. Jeder Mensch verhält sich in dem ein oder anderen Moment sexistisch. Grund hierfür sind von klein auf erlernte, gesellschaftliche Schemata, die es erschweren, sich des Problems bewusst zu werden und gezielt diese Schemata zu durchbrechen. Hier konnten situationsbezogene Beispiele und Tipps gegeben werden.

Sven Roeder von der Kriminalpolizei Mayen gab Beispiele aus seinem Berufsalltag über Fälle sexualisierter Gewalt sowie rechtliche und praktische Schwierigkeiten, die die Ermittlungsarbeiten erschweren können.

Wann ein Verhalten oder eine Äußerung als sexistisch zu bezeichnen ist, erläuterten Nicole Stockschlaeder und Ursula Beck von der Lebensberatungsstelle Mayen in ihren Workshop und gaben Tipps an die Hand, um diese Grenzüberschreitungen zu erkennen und zu benennen.

„Der Aktionstag hat eindrucksvoll gezeigt, wie viel noch zu tun ist, um Sexismus aus unserer Gesellschaft zu verbannen. Gleichzeitig freut es mich sehr, wie viele Interessierte, sowohl aus beruflichen als auch aus privaten Gründen, den Weg hierher gefunden haben. Sowohl durch die Vorträge als auch die eigene Mitarbeit in den Workshops konnte der eigene Horizont erweitert und wieder ein Schritt in die richtige Richtung getan werden“, zieht Gleichstellungsbeauftragte Ina Rüber-Teke Resümee.